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4 Online Shops & Malls

Wir haben in den vorangegangenen Kapiteln einige Online-Zahlungssysteme kennengelernt. Es stellt sich jetzt die Frage, welche Geschäftszweige von diesen profitieren können. Es ist vorstellbar, daß ein Gebrauchtwagenhändler im Internet mit einem Online-Angebot nicht viel Geld umsetzen wird. Er kann zwar die Fahrzeuge bewerben und das Interesse des Kunden wecken, doch würde wohl niemand bereit sein, diese Fahrzeuge auch online zu bezahlen. Man will schließlich nicht die Katze im Sack kaufen. Ein Positivbeispiel könnte ein kleiner Winzerhof an der Mosel sein, der einige hundert Flaschen seines Weines per Versand verkaufen möchte. Mit dem Internet ist er in der Lage sein Angebot der ganzen Welt bekannt zu machen. Verkauft würde der Wein dann wegen der hohen Transportkosten wohl doch nur innerhalb Deutschlands. Es ist also zu sehen, daß nicht jeder von Online-Geschäften profitieren kann. Die Abbildung 7 versucht einen Überblick zu geben.

[Diagramm] Abbildung 7

Auf der X-Achse ist das Potential zur Verbesserung von Prozessen aufgetragen. Links stehende Industriezweige können das Leistungsvermögen des eCommerce nicht so recht umsetzen, wie z.B. die Nahrungsmittelindustrie. Ein Bäcker kann seine Brötchen zwar online verkaufen, aber es ist zu bezweifeln, daß diese noch rechtzeitig zum Frühstück geliefert werden können. Der Kunde muß sie sich schon selber abholen und eine Online-Bezahlung wäre bloße Spielerei. Dienstleister sind in der Lage Vorgänge stark zu automatisieren. So ist es vorstellbar, daß die An- oder Abmeldung eines KFZ in Zukunft online vonstatten gehen wird. Suchmaschinen im Internet sind auch als Dienstleister anzusehen. Erst die elektronischen Zahlungsmittel ermöglichen es ihnen überhaupt Geld für ihren Service zu fordern. In diesen Sparten machen elektronische Zahlungsmittel also durchaus Sinn.
Auf der Y-Achse ist das Potential zur Veränderung eines Industriezweiges aufgetragen. Je weiter oben im Diagramm er erscheint, desto mehr wird sich sein Erscheinungsbild in der Zukunft wandeln. So kann man annehmen, daß kleine Reisebüros schließen werden und ihre Lastminute-Angebote oder Konzertkarten nur noch über das Netz zum Verkauf anbieten. Verlage können auf umfangreiche Kataloge verzichten und zu ihrem Angebot im Netz Lese- oder auch Hörproben anbieten.
Im folgenden Unterkapitel sollen kurz einige Beispielanbieter vorgestellt werden, die den Schritt ins neue Medium gewagt haben.

4.1 Online Einkaufen

Fleurop-Blumenservice [29] Gefühle zeigen, spontan sein, Sinnlichkeit beweisen: Blumen bringen es rüber. Und Fleurop bringt Ihre blühende Message überall hin." So bewirbt Fleurop seine Dienstleistung. Es gibt die zwei Zahlungsarten per Kreditkarte offline oder online (über SSL Verbindung). Also keine der in 3. vorgestellten neuen Verfahren.
Lotto-Schein beim Jaxx-Kiosk [30] Auch Jaxx bietet nur die klassischen Verfahren an, die unter 3.1.1 genannt werden. Zunächst sind aber vier Formulare zur Registrierung auszufüllen. Die gesamte Site arbeitet SSL-verschlüsselt.
Spenden für Kinder [34] iXpoint und WEB Internet Services starteten zu Weihnachten 1997 eine gemeinsame Internet- Initiative zu Gunsten des Kinderkrankenhauses Karlsruhe. Mit Hilfe der modernsten Technologie sammeln sie für den "Sonnenschein" Spenden über das Internet. Neben Überweisung und Kreditkarte akzeptiert der Server auch X-Pay. Dazu muß der Browser javafähig sein.
Plattenfirma Deshima [32] Hier sind über 1800 Musiktitel zu finden, aus denen man sich seine individuelle CD zusammenstellen kann. Ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein Industriezweig im Netz ändern kann. Mit RealAudio ausgerüstet kann man sich Proben vor der Bestellung anhören. Die Bezahlungsarten sind Verrechnungsscheck, Überweisung oder Kreditkarte.
Condomi Shop [35] Das Herrenhaus für Erektionsbekleidung bietet sein Sortiment über Zahlung per Kreditkarte, Lastschrift oder auch CyberCash online an.

4.2 Online Shops im Detail

Der Vorteil von Online Shops ist, wie schon am Beispiel eines kleinen Winzerhofs zuvor kurz erwähnt, mit einem geringen Startkapital die Kunden des ganzen Netzes erreichen zu können. Die einfachste und billigste Methode seine Produkte ins Netz zu bringen ist, sich einen Shop- Server bei einem Provider zu mieten [36 bis 42]. Der Händler, unser Winzer, gibt dem Provider lediglich eine ASCII-Liste mit 20 bis 50 Weinen und deren Preisen. Nach einer einmaligen Erhebung einer Einrichtungsgebühr von ca. 500 DM beträgt die monatliche Miete um die 200 DM. In regelmäßigen Abständen erhält der Händler die Bestellungen der Kundschaft vom Provider per Fax zugesandt. Meist erfolgt dieses am Ende eines Tages. Der Winzer muß die Faxe manuell bearbeiten und den Versand einleiten. Wünschenswert ist es, diesen Vorgang automatisiert durchzuführen, ist aber bei einem ,Billigshop" nicht realisierbar und auch nicht erforderlich, da das Bestellaufkommen bei unserem Winzer nicht hoch sein wird, so daß eine manuelle Bearbeitung ohnehin vorzuziehen wäre.
Wer ein größeres Angebot anzubieten hat und einen eigenen Server einrichten will, der kann sich Shop-Software ,von der Stange" kaufen. Es gibt beispielsweise die Produkte iCat Commerce Suit [43] und Microsoft Commerce Server [45]. Die Anbieter derartiger Software verlangen zwischen 5.000 und 20.000 DM. Das übersteigt die Einrichtungsgebühren bei einem gemieteten Shop bei weitem. Hinzu kommen die Verwaltungskosten und die Einstellung eines Systemadministrators. Der Vorteil ist, daß der Händler sein Angebot individueller offerieren kann. Außerdem besitzen die Softwarepakete standardisierte Schnittstellen, die eine Portierung der Kundenbestellungen ins Bestellwesen des Händlers erleichtern. Ein oft benutztes Format sind DBase-Dateien.
Die dritte und kostspieligste Möglichkeit einen Online Shop zu realisieren ist, die Software komplett selbst zu entwickeln. Der Server ist dann perfekt auf die Wünsche des Händlers und dessen vorhandene Firmenstruktur zugeschnitten. Um einen Überblick über die drei Arten von Online Shops zu geben, hier einige Zahlen aus einer Studie: 10 % der Betreiber von Online Shops geben Beträge in Millionenhöhe pro Jahr für ihre Präsenz im Internet aus. Sie dürften zur letzt genannten Kategorie der Shopbetreiber gehören. 15 % geben weniger als 12.000 DM pro Jahr aus. Somit scheint das Mittelfeld von 75 % den Anbietern von Standardsoftware zu gehören.
Wichtig für den erfolgreichen Betrieb eines Online Shops ist es, die Vorteile des multimedialen Mediums Internet zu nutzen. Es bringt nichts, eine Webpage mit Angeboten an die andere zu reihen, wie Seiten in einem statischen Katalog, den der Kunde von Anfang bis Ende durchzublättern hat. Dafür sind die Onlinekosten für ihn zu hoch. Eine Suchmaschine sollte das Aufspüren von Artikeln erleichtern. Aus dem Kontext heraus sollte der Kunde auf weitere für ihn möglicherweise interessante Angebote aufmerksam gemacht werden. Will der Kunde einen CD-Brenner kaufen, so ist er vielleicht auch an entsprechenden Medien interessiert. Aber Achtung: Die Observation des Kaufverhalten des Kunden darf nicht ausufern, da er sonst schnell den Eindruck bekommt "gläsern" zu sein.
Auf die Implementierung eines benutzerfreundlichen Warenkorbs ist wertzulegen. Mit dem Warenkorb ist ein Modul gemeint, welches den Kunden bei der Bestellung unterstützt. Idealer weise sollte der Kunde beim Surfen durch das Angebot per Mausklick Waren in den virtuellen Korb legen können. Will er am Ende des Einkaufbummels bestellen, so ist ihm der Inhalt des Warenkorbes anzuzeigen. Nach Angabe eines Zahlungsverfahrens sollte weiter nichts vom Kunden gefordert werden, als einen Button mit dem Wort "BESTELEN" drücken zu müssen. Verfahren, die vom Kunden verlangen, sich Artikelnummern zu merken, um diese später in ein Bestellformular einzutragen, sind unbequem und werden keine Akzeptanz finden.
Unnötige Dekoration der Shopseiten sollte vermieden werden. Ist die Zeit zum Laden einer Seite zu lang, so verabschiedet sich der Kunde noch ehe er das Angebot zu Gesicht bekommen hat. Onlinezeit bedeutet für ihn bares Geld, das nicht mit Warten verschwendet werden soll. Oder die Seiten sind für ihn erst gar nicht darstellbar. Sind sie zu aufwendig, werden zum Beispiel Benutzer von Settop Boxen für TV-Geräte ausgeschlossen. Es sollten jedoch so viele Kunden wie möglich angesprochen werden.


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5 Fazit

Ob Weltkonzern oder Winzerhof, der Marktplatz Internet steht jedem offen. Die technische Realisierung hat zwar sicherlich Einfluß auf den Erfolg eines Online-Shops, doch läßt sich leicht mit geringen Mitteln ein passables Angebot generieren. Die Konkurrenz im Internet ist groß. Längst reicht ein multimediales Feuerwerk nicht mehr aus, um sich von der Masse abzuheben. Vielmehr muß dem Kunden etwas besonderes geboten werden.


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