
Was ist ein Workshop?
Eine Zusammenkunft von Personen, die gemeinsam etwas besprechen,
erarbeiten oder entscheiden wollen, wird als Sitzung,
Konferenz, Meeting oder Workshop bezeichnet. Oft
werden diese Begriffe synonym gebraucht, wenngleich die
Übersetzung der englischen Wörter
to meet = treffen, sich treffen
to work = arbeiten
zumindest eine Differenzierung von Meeting und Workshop
nahelegt:
- Meeting
-
Bei einem Meeting geht es im wesentlichen darum,
einander zu treffen. Das kann aus einem Anlass heraus geschehen,
aufgrund einer Einladung, oder ganz spontan. Die beteiligten Personen
unterhalten sich, pflegen Kontakt, informieren einander, besprechen
etwas, erklären einander ihre Standpunkte oder was auch
immer. Ein Meeting kann etwas mit Arbeit zu tun haben, muss aber
nicht. Es kann auch einfach der Geselligkeit dienen.
- Workshop
-
Bei einem Workshop steht im Vordergrund, dass gearbeitet
werden soll. Hier wird nicht einfach nur geredet, sondern es soll
gemeinsam ein Arbeitsergebnis produziert werden.
Die meisten Projekte beginnen mit Workshops, in denen die Aufgaben des
Projekts, die Erwartungen des Auftraggebers, die Ziele, verschiedene
Lösungsansätze und die Vorgehensweise erarbeitet werden.
Auch Qualitätszirkel treffen sich, um in Workshops gemeinsam
Strategien zur Qualitätsverbesserung zu entwickeln.
Typisch für Workshops ist das gemeinsame Erarbeiten von
Ergebnissen in einem Team von Menschen, deren hierarchische Postition
während des Arbeitsprozesses keine Rolle spielt.
Anlässe für einen Workshop
Oft ahnen Führungskräfte gar nicht, welcher
Einfallsreichtum, welcher Fundus von Erfahrungen und Spezialwissen und
wie viel gesunder Menschenverstand in ihrer Firma oder Abteilung
vorhanden ist: Fast jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kann und
weiß weitaus mehr, als für die Erledigung der
täglichen Pflichten nötig ist. Diese Qualifikationen sollten
freigesetzt und nutzbar gemacht werden.
Darüber hinaus arbeiten Menschen mit wesentlich
höherer Motivation, wenn sie an Entscheidungsprozessen
beteiligt waren.
In Unternehmen sind Workshops mit folgenden
Aufgabenstellungen üblich:
- Probleme oder Schwachstellen sollen erkannt und verstanden werden.
- Mögliche Ursachen von Problemen sollen gefunden werden.
- Für bestehende Probleme sollen Lösungen gefunden werden.
- Es sollen Strategien entwickelt werden, um drohende künftige
Probleme zu vermeiden.
- Es sollen neue Ideen entwickelt werden, Kreativität soll
gefördert werden.
- Es sind gemeinsame Entscheidungen zu treffen.
- Es soll eine Entscheidungsgrundlage für die Geschäftsleitung
erarbeitet werden.
- Die Ziele für Projekte oder Marketing-Kampagnen sollen
koordiniert werden.
- Verdeckte oder unklare Ziele von Projekten oder Vorhaben sollen
aufgedeckt und bereinigt werden.
- Erwartungen an Projekte, Produkte oder Dienstleistungen sollen
ermittelt werden.
- Widersprüchliche Beurteilungen von Problemen, Projekten,
Strategien, etc. sollen geklärt und bereinigt werden.
- Aufgaben und Verantwortlichkeiten sollen festgelegt und bestimmten
Personen oder Organisationseinheiten zugeordnet werden.
Vier Kernregeln
Die folgenden Merkmale eines Workshops sollten bei der Planung und
Durchführung unbedingt berücksichtigt werden:
- klare Zielsetzung
-
Die gemeinsame Arbeit soll zu einem definierten
Ergebnis führen, das vorher festzulegen
ist.
Bereits das Thema eines Workshops muss so formuliert werden, dass es
am Ende möglich ist, zu entscheiden, ob der Workshop erfolgreich
war, oder nicht, d.h. sein Ziel erreicht oder verfehlt hat.
Es genügt z.B. nicht, zu einem Workshop zur aktuellen
Marktsituation einzuladen. Viel besser ist es, Themen wie
Festlegung der Projektziele oder Erarbeitung einer
Kriterienliste für die Datenbankauswahl zu wählen.
- Ergebnis-Offenheit
-
Die Ergebnisse eines Workshops dürfen nicht
vorweggenommen
werden, sie müssen innerhalb des Workshops entstehen.
Wenn das Ergebnis bereits vorher feststeht, dann sollte kein Workshop
als scheindemokratischer Trick
benutzt werden, sondern eher ein Meeting, eine
Informationsveranstaltung, in der die Entscheidung bekanntgegeben wird.
- geeignete
Arbeitssituation
-
Um ein gemeinsames Ergebnis erarbeiten zu können, sind geeignete
Techniken, Verfahren und Medien bereitzustellen. So wird z.B ein
ruhiger Raum gebraucht, die Teilnehmerinnen sollen nicht durch
Telefonate abgelenkt werden, es werden Visualisierungsmedien und
Spielregeln gebraucht.
Kreative Prozesse leben von Überraschungsmomenten. Ganz oder gar
nicht. Es ist nicht erlaubt, dass einzelne sich für eine Weile
verdrücken. Wer heute noch einige andere Dinge nebenher zu
erledigen hat, sollte auf die Liste der ProtokollempfängerInnen
gesetzt und aus der Veranstaltung entlassen werden. Ein Workshop ist
keine Filmvorführung, aus der sich einzelne gelegentlich diskret
zurückziehen können. Ganz oder gar nicht ist der
Grundsatz.
- aktive Mitarbeit
-
Die TeilnehmerInnen eines Workshops sollen mit den notwendigen
Informationen, dem Fachwissen und der Kompetenz ausgestattet sein, um
zu sinnvollen Ergebnissen kommen zu können. Voraussetzung zur
Teilnahme an einem Workshop ist die Bereitschaft zur aktiven
Mitarbeit. Wer nur zuhören oder sich informieren
möchte, soll das Ergebnisprotokoll lesen.
Viele Führungskräfte neigen dazu, sich bei einem
"Workshop" "einfach mal dazusetzen" zu
wollen. Dahinter mag die Angst stecken, dass etwas ohne ihr Wissen
passiert, oder auch die Angst, sich in kreativen Prozessen zu
blamieren. Sie sollten ihre Zeit nicht in dieser Form verschwenden und
die Arbeit anderer behindern. Haben Sie Mut zur Mitarbeit: Die Chefin
muss nicht immer schlauer sein als die Mitarbeiter!
Moderation
Eine unverzichtbare Voraussetzung für einen erfolgreichen
Workshop ist eine sorgfältige Vorbereitung. Es genügt
nicht, einen Termin, den Ort und die Tagesordnung festzulegen.
Es ist vielmehr wichtig, dass Teamsitzungen in einer offenen,
kreativen Atmosphäre ablaufen, welche die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer zu neuen Ideen und Lösungsvorschlägen
anregt. Dazu bedarf es einer Person, die den Prozess der
Problemanalyse und Lösungsfindung fördert und auf die
Bedürfnisse der teilnehmenden Personen abstimmt. Eine solche
Person wird als Moderatorin oder Moderator
bezeichnet. Es kann sich um eine außenstehende Person handeln,
die diese Aufgabe übernimmt, oder um eine Mitarbeiterin oder
einen Mitarbeiter. Diese Person muss nicht unbedingt selbst Fachwissen
über die gewählte Thematik des Workshops haben. Sie oder er
muss lediglich genau verstehen, was der Anlass, der Zweck und die
Ziele der Veranstaltung sind.
Die Entscheidungen des Moderators oder der Moderatorin werden nicht
diskutiert. Er oder sie ist die einzige Person, die einen
Überblick über die Planung hat und die daher imstande ist,
sinnvolle Entscheidungen über den weiteren Verlauf zu treffen.
Sollte die Gruppe tatsächlich der Meinung sein, dass die Arbeit
des Moderators nicht akzeptabel ist, kann sie die
Leitung des Workshops an eine andere Person übertragen. Eine
andere Möglichkeit der Korrektur läßt ein guter
Moderator nicht zu.
Wichtig ist, dass der Moderator oder die Moderatorin die Verantwortung
für die Planung und den Ablauf übernimmt und diese Funktion
während des Workshops nicht in Frage gestellt wird. Bei der
Vorbereitung einiger inhaltlicher und personeller Fragen ist eine
Abstimmung mit den Auftraggebern notwendig.
Eine vollständige und gründliche Vorbereitung liegt in
der Verantwortung der Moderatorin oder des Moderators!
Planung eines Workshops
Inhalt: |
Worum geht es und was soll erreicht werden? |
Organisation: |
Wo, wann und unter Einsatz welcher Medien soll gearbeitet
werden? |
Personal: |
Wer nimmt teil? In welcher Funktion? |
|
Folgende Fragen sind zu klären, ggf. mit der Auftraggeberin oder
dem Einladenden:
- Thema:
-
Welche Aspekte und Sachverhalte sind zu
berücksichtigen? Wie kann eine gemeinsame Wissens- und
Informationsgrundlage für alle TeilnehmerInnen geschaffen werden?
Wer stellt die Hintergrundinformationen zur Verfügung?
- Ziele:
-
Was soll erreicht werden? Wie sollen die Arbeitsergebnisse aufbereitet
sein? Wie und wozu sollen die Arbeitsergebnisse weiterverwendet
werden? Woran bzw. wie soll der Erfolg des Workshops gemessen werden?
Könnte jemand Ziele verfolgen, die von den offiziellen abweichen?
- Gesamtzusammenhang:
-
Wer will die Ergebnisse haben und wozu? Wie wird das Thema oder
Problem bisher behandelt? Welche Konflikte, Einwände oder
Schwierigkeiten sind zu erwarten?
Nachdem diese Fragen geklärt worden sind, ist es die Aufgabe der
Moderatorin oder des Moderators, zu planen, wie die Veranstaltung
ablaufen soll. Hierbei sind die folgenden Fragestellungen hilfreich:
- Wie soll innerhalb des Workshops auf das Thema hingeführt
werden? Vortrag? Demo?
- Durch welche Methoden und Techniken sollen die Ergebnisse erreicht
werden? Kartenabfrage?
Rollenspiel? Gruppenaufgaben?
- Wie viel Zeit werden die einzelnen Arbeitsgänge vermutlich in
Anspruch nehmen?
- Wie können Phasen der Konzentration mit aktiveren Phasen
abgewechselt werden?
- Welche Unterlagen sollten vorbereitet zur Verfügung stehen?
- Wann sollen vorbereitete Unterlagen zum Einsatz kommen?
- Wer kann inhaltlich zum Thema beitragen? Durch einen Kurzvortrag?
Durch eine Demo?
- Was wissen die teilnehmenden Personen vermutlich bereits über
das Thema?
- Welche Einstellung bringen die teilnehmenden Personen vermutlich
mit?
- Ist den teilnehmenden Personen das Arbeiten mit den geplanten
Medien vertraut?
Hier liegt die Verantwortung hauptsächlich bei der Moderatorin
oder dem Moderator. Oft gibt es ein Sekretariat, wo er oder sie sich
unterstützen lassen kann. Folgende Dinge sind zu beachten:
- Zeit:
-
Es sollte ein Termin mit möglichst geringen Verlustzeiten vorher
und nachher gewählt werden. Die Dauer der Veranstaltung sollte in
einem vernünftigen Verhältnis zu den An- und Abfahrtzeiten
und der zu bewältigenden Aufgabe stehen. Die Bearbeitungsschritte
sollten sinnvoll geplant werden, z.B. kein Vortrag nach dem Mittagessen.
- Raum
-
Größe, Licht, Ruhe, Temperatur,
Lüftungsmöglichkeiten, Möbel, Sitzordnung, freie
Wandflächen zum Bekleben, Arbeits- und Pausenbereiche,
Rückzugsmöglichkeiten für Gruppenarbeit, jeder muss
sehen können, der Moderator oder die Moderatorin muss
Blickkontakt zu jeder teilnehmenden Person halten können, es
sollte keine Prominenten- oder Zuschauerplätze
geben, gut sichtbare und leicht erreichbare Metaplanwände,
Flipcharts, Tafeln sollten vorhanden sein.
- Medien und Material
-
Metaplanwände und Moderatorenausrüstung (Kärtchen,
Nadeln, etc.), Overheadprojektor mit Leerfolien, Stiften und
Reservebirne, Tafel mit Kreide und Schwamm, Flipchart mit
Reservepapier und Stiften, Material für alle Arbeitsgruppen,
Unterlagen und Schreibpapier für alle Teilnehmerinnen und
Teilnehmer.
- Proviant
-
Getränke, Obst, Kekse, Mittagessen.
Hier ist wieder enge Zusammenarbeit der moderierenden und der
einladenden Person erforderlich. Es geht um die Frage, wer teilnehmen
soll und in welcher Funktion die einzelnen Personen kommen
sollen. Dabei geht es auch um die Rolle des Moderators und die der
Einladenden.
- Moderator/Moderatorin
-
Warum soll speziell diese Person die Veranstaltung leiten? Wie kann
die EinladerIn ihre Rolle deutlich machen? Begrüßung?
Einführungsvortrag? Wie steht die ModeratorIn zu dem Thema? Wer
wird die ModeratorIn bei Bedarf inhaltlich beraten? Soll es eine
Co-ModeratorIn geben?
- Teilnehmer/Teilnehmerinnen
-
Wer soll (nicht) teilnehmen und warum (nicht)? Wer informiert die
TeilnehmerInnen? Sind die TeilnehmerInnen hinreichend kompetent und an
der Sache interessiert? Welche Vorab-Informationen sollen sie
erhalten? Kennen die TeilnehmerInnen die Spielregeln eines Workshops?
Welchen persönlichen Nutzen können sie aus der Mitarbeit
ziehen? Welche Entscheidungen dürfen die TeilnehmerInnen treffen?
- Führungskräfte
-
Nehmen ranghöhere MitarbeiterInnen teil? Kennen sie ihre Rolle
innerhalb der Veranstaltung? Kennen sie die Rolle der Moderatorin oder
des Moderators? Könnte eine der Führungskräfte
versuchen, die eigene Meinung zum Thema durchzuboxen ? Wie kann
der Schutz von Untergebenen (Anonymität) bei notwendiger Kritik
gewährleistet werden?
- Einladung
-
Thema, Ort, Dauer, Tagesordnung (bei Workshops nicht immer sinnvoll),
Teilnehmerkreis, mitzubringende Unterlagen, persönliche
Vorbereitung.
Checkliste
Vergessene Kleinigkeiten können im Verlauf einer Veranstaltung
oder kurz vorher zu unerfreulichem Chaos führen. Ein Vorschlag
für eine Checkliste:
Allgemeines |
Ziele, Termin, Tagesordnung, Verlaufsplanung, Teilnehmerliste,
Raum reservieren, Einladungen verschicken, Zusagen feststellen,
Protokoll vom letzten Mal, Namensschilder.
|
Raumausstattung |
Wandflächen, Klebeband, Metaplanwände, Flipcharts,
Overheadprojektor, PC, Beamer, Leinwand, Verdunkelung, kein
Telefon im Raum, Handies abstellen.
|
Präsentationsmaterial |
Vortragsfolien, Demodiskette, Demomodell, Wandbilder,
Unterlagen für die TeilnehmerInnen, Broschüren,
Manuskript für eigene Vorträge, Videorecorder,
Filmmaterial, Kassetten, Verlängerungskabel.
|
Arbeitsmaterial |
Papierbespannung für die Metaplanwände,
Kärtchen, Nadeln, Stifte, Kleber, Klebestreifen, Klebepunkte,
Leerfolien, Flipchart-Papier, Scheren, Schreibblöcke,
Bleistifte, Radiergummis, Anspitzer.
|
Erfrischungen |
Getränke, Essen.
|
Personen |
ModeratorIn, EinladerIn, ProtokollantIn, TeilnehmerInnen (wer
hat zugesagt?) Servicepersonal für Getränke, und um
Mitteilungen an die TeilnehmerInnen entgegenzunehmen.
|
Verlaufsplanung
Für Meetings, Besprechungen und Konferenzen reicht oft eine
Tagesordnung, aus der hervorgeht, welche Themen in welcher Reihenfolge
behandelt werden sollen. Für einen Workshop ist eine
detailliertere Planung notwendig, die eine flexible Anpassung an
aktuelle Prozesse vorbereitet.
Das bedeutet nicht, dass alle Abläufe minutengenau geplant werden
sollen. Es ist vielmehr nützlich, Arbeitsphasen zu
planen, an kritischen Stellen möglicherweise sogar mehrere
Alternativen, und eine vorläufige Schätzung für deren
Zeitaufwand anzustellen. Wann eine Diskussion abgebrochen werden
sollte, wie lange spontane Gruppenprozesse dauern sollen und wie viel
Zeit für eine kreativitätsfördernde Maßnahme
investiert werden sollte, muss von Fall zu Fall entschieden werden, nicht
im Voraus.
So enthält das Einladungsschreiben für einen Workshop oft
nur Termin, Ort und Thema, aber der Moderator oder die Moderatorin hat
sehr genaue Vorstellungen davon, wie das Ziel des Workshops erreicht
werden kann. Je besser der Verlauf geplant ist, desto leichter
fällt bei Bedarf die Anpassung an unvorhergesehene Ereignisse.
Es ist jedoch nicht sinnvoll, diesen Plan den TeilnehmerInnen
offenzulegen. Das könnte zum Beispiel zu dem Missverständnis
führen, dieser Plan sei wie eine Tagesordnung unter Einhaltung
der Zeitangaben zu erfüllen. Auch hätten einzelne
TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich gezielt vor bestimmten
Arbeitsphasen zu drücken. Das ist nicht im Sinne eines Workshops.
Die Verlaufsplanung ist das Drehbuch des Workshops. Sie
sollte die folgenden Komponenten enthalten, die im Anschluss
näher erläutert werden.
Begrüßung |
Kurz! |
Organisatorisches |
Pausen, geplantes Ende,
ggf. Hinweise zu den Örtlichkeiten, ggf. ProtokollantIn. |
Thema/Ziel |
Was genau wollen wir heute erreichen? |
Einstimmung |
Kurzvortrag: Daten und Fakten als Basis für die Arbeit,
Anregungen und Ideen aus ähnlichen Vorhaben. - Keine
Beeinflussung in Hinblick auf das Ergebnis! |
Aktivierung |
z.B. Anmoderation mit Kartenabfrage. |
Aufgabenstellung |
Was ist zu tun? Wie soll gearbeitet
werden? Wie sollen die Ergebnisse aussehen? |
Arbeiten lassen |
Konzentration und Ruhe. Kleingruppen
organisieren sich selbst. Verzicht auf Manipulation durch eine
Führungskraft oder die ModeratorIn. Strenges Einhalten der
Schlusszeit! |
Ergebnisse zusammentragen |
Arbeitsergebnisse für alle sichtbar
präsentieren. Ordnen, gliedern, strukturieren. Gewichten,
priorisieren. |
Dokumentation |
Protokoll: Was wurde erreicht? (nicht:
wie?) Wer muss welche Aufgaben erledigen? Wann sind welche
Ergebnisse wie und von wem abzuliefern? |
Konsequenzen |
Entscheidungen treffen, Maßnahmen
ableiten, Aufgaben delegieren, Erfolgskontrolle festlegen. |
Prozessanalyse |
Kritik, Feedback an die ModeratorIn. |
|
- Begrüßung
-
Hier könnte die einladende Person
zu Worte kommen. Wenn es notwendig ist, dass alle sich vorstellen,
müssen Profilneurotiker daran gehindert werden, endlose
Monologe zu halten.
- Organisatorisches
-
Hier soll auf keinen Fall erläutert werden, welche Methoden und
Techniken zur Anwendung kommen. Das liegt allein in der Verantwortung
der Moderatorin oder des Moderators und wird nicht diskutiert.
- Thema/Ziel
-
Das Thema ist aus der Einladung bekannt. Hier
wird erläutert, was genau heute zu erreichen ist, woran
später der Erfolg des Workshops gemessen wird. Ein klares,
gemeinsames Ziel ist sehr nützlich, wenn bei Abschweifungen
zum Thema zurückgekehrt werden soll.
- Einstimmung
-
Zu Beginn haben die Anwesenden noch die Köpfe voll mit ihren
sonstigen Aufgaben. Ein Kurzvortrag (max. 15 Minuten) kann eine
gemeinsame Ausrichtung schaffen und zudem bei heterogenen Gruppen
einen gemeinsamen Wissens- und Informationsstand
herstellen. Wichtig ist Lebhaftigkeit, nicht zu viele Details und
Fakten Tipp: Wenn der Vortrag zu Hause vor dem Wecker 7 Minuten
dauert, dann ist er lang genug.
- Aktivierung
-
Die TeilnehmerInnen sollen jetzt aus ihrer
Zuhörerhaltung herausgeholt und aktiviert werden, nicht
unbedingt schon in Richtung auf das Ziel des Workshops. Das kann
durch eine kurze Anmoderation geschehen:
Beispiel 1: In einem Workshop sollen Probleme innerhalb eines
bestimmten Projekts aufgearbeitet werden.
Anmoderation: "Was ist uns bisher im Projekt gut
gelungen?"
Beispiel 2: In einem Workshop soll eine Marketing-Kampagne
für ein bestimmtes Produkt entwickelt werden.
Anmoderation: "Wie können wir den Verkaufserfolg
unseres Produktes verhindern?" oder "Was könnte
mich veranlassen, für dieses Produkt Geld auszugeben?"
- Aufgabenstellung
-
Es kann einen gemeinsamen Arbeitsauftrag für alle Anwesenden
oder unterschiedliche Aufträge für verschiedene
Kleingruppen geben. Ganz wichtig sind in jedem Fall klare
Anweisungen (ggf. an einem Beispiel vorführen und/oder
rückfragen): Wenn sich eine Gruppe zurückzieht,
müssen alle Mitglieder genau wissen, was sie tun sollen, wie
sie ihr Ergebnis später präsentieren sollen, welches
Material sie mitnehmen müssen und wie viel Zeit sie haben.
- Arbeiten lassen
-
Eine Kleingruppe sollte mindestens 20 Minuten Zeit haben, um sich
zu organisieren und mit der Arbeit anzufangen.
Es sollten klare Regeln aufgestellt werden:
- Niemand darf sich
zwischendurch zurückziehen, um etwa Telefonate zu erledigen.
- Es ist keinerlei Kontakt
zwischen den Gruppen vor Ablauf der Zeit erlaubt.
Der Moderator oder die Moderatorin sollte sich keiner der Gruppen
anschließen, sondern für Fragen aus jeder der Gruppen
erreichbar bleiben. Er oder sie sollte möglichst darauf
achten, dass Ideenfindungen und Denkprozesse nicht durch
"Diskutierfreudige" gestört und behindert werden.
- Ergebnisse zusammentragen
-
Es hat sich erwiesen, dass eine Gruppe, der bewusst ist, dass sie
später etwas vorweisen muss, zielgerichteter arbeitet, als
eine, die sich lediglich "mal mit dem Thema befassen"
sollte. Letzteres führt meist nicht über ein
Andiskutieren hinaus und später wird mitgeteilt, dass noch
sehr viel zu tun ist, was leider in der Kürze der Zeit nicht
möglich war.
- Dokumentation
-
Die Dokumentation ist eine Ergebnis-Sicherung. Es kann sich um ein
Protokoll handeln oder/und um abfotografierte
Metaplanwände. Aus der Dokumentation geht hervor, was
erreicht und entschieden wurde. Es muss nicht im Detail
verzeichnet sein, was in welchem Arbeitsabschnitt durch wen
erreicht wurde. Viel wichtiger ist das Festhalten von
Verantwortlichkeiten für Aktivitäten nach dem Workshop,
die Erfolgs-Sicherung.
- Konsequenzen
-
Ein Workshop, dem keine sichtbaren Taten oder sonstige
Konsequenzen folgen, ist im besten Fall sinnlos, wahrscheinlich
aber durch seinen Frustwert sogar schädlich. Die ModeratorIn
muss im Rahmen der Vorbereitung bereits mit der einladenden Person
klären, wozu die Ergebnisse gut sein sollen und was nach dem
Workshop damit geschehen soll. Noch vor Ende des Workshops ist
dann zu regeln, was anschließend getan werden muss und wer
dafür die Verantwortung übernimmt.
Beispiele für Frust-Workshops: In einer Firma
wird jedes Jahr das Thema Qualität zur Sprache
gebracht. Man stellt fest, dass dringend etwas getan werden muss
und organisiert einen Workshop, um Vorschläge zur
Verbesserung der Qualität zu erarbeiten. Das geschieht dann
auch und am Ende bedankt sich die Geschäftsleitung bei den
Teilnehmern und drückt ihre Freude über die Vielzahl
guter Ideen aus. Jemand schreibt ein Protokoll. Ein Jahr
später ist Qualität wieder Thema eines
Workshops. Geändert hat sich in der Zwischenzeit nichts.
Vergleichbare Situationen gibt es zu den Themen Verbesserung der
internen Kommunikation, Steigerung der Qualifikation von
Führungskräften, Verbesserung des
Betriebsklimas, ...
verwendete Literatur: Konferenzen, Sitzungen, Workshops
effizient gestalten von Hedwig Kellner (Hanser 1995) und
Moderationstechniken von Christian Malorny und Marc Alexander
Langner (Hanser 2002, 2. Auflage).
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