"Die Elfenstadt" ist der zweite Teil aus der vierteiligen Serie um den jungen Magier, den Auserwählten der Göttin Mystra, die seinen Werdegang zum berühmtesten Erzmagier Faerûns beschreibt. Dabei ist Elminster maßgeblich an den Veränderungen der Stadt Kormanthor, dem heutigen Myth Drannor, beteiligt, und genau diese Ereignisse beschreibt der zweite Band der Reihe. Der Plot und der gesamte Verlauf der Geschichte ist dabei spannend strukturiert, zuweilen erfolgen jedoch seltsame und abrupte Sprünge, die den Leser ein wenig verwirren. Greenwood versteht es jedoch, seine Leser in den Bann zu ziehen, wenn sich auch sein Schreibstil von anderen stark abhebt und dieser sicherlich nicht für jeden Geschmack tauglich ist. Überhaupt ist die gesamte Geschichte sehr von extrem starker Magie und brutalem Gemetzel durchzogen, die oftmals die Protagonisten in den Hintergrund stellt und die eigentlich schwierig zu meisternde Magie als Kleinigkeit für zwischendurch darstellt. Am meisten hat mich jedoch die Elfengesellschaft verwundert, die so ganz anders ist als die herkömmlichen Elfen, die man so aus den Reichen oder auch aus anderen Fantasywelten und Romanen kennt. Zwar sind die Elfen schon immer menschenscheu gewesen, aber die Reiche von Kormanthor werden von Intrigen, Mord und Gedankenkontrolle beherrscht. Dabei ist nicht klar, ob Greenwood die Elfen absichtlich so zerrüttet darstellt, um den späteren Untergang von Myth Drannor zu begründen, oder ob er einfach die "alten" Elfen anders darstellen wollte als die heutigen. Auf jeden Fall unterscheidet sich eine Vielzahl dieser alten Elfen von dem Bild, das wir heute von ihnen haben.
Obwohl die Story interessant und spannend erscheint, schafft es der Autor aber wieder nicht richtig, seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Teilweise wirken die verschiedenen Protagonisten, Elminster eingeschlossen, hohl und nicht individuell durchdacht, an anderen Stellen ist es dann jedoch wieder anders. Greenwood scheint da keine einheitliche Linie zu finden.
Die deutsche Übersetzung ist im Grunde gut gelungen, auch wenn wieder einige Patzer zu finden sind, die denen im ersten Band ähnlich (und in der entsprechenden Rezension nachzulesen) sind. Vornehmlich handelt es sich um feststehende Namen aus den D&D-Regelwerken, die diesem Roman zugrunde liegen und die anscheinend keine Beachtung fanden.
© Gordon "Talamar" Gurray